Insulin

Der Stoffwechsel im Körper benötigt das Hormon Insulin. Es schleust die Glukose aus dem Blut in die Zellen weiter, wo diese zur Energiegewinnung benötigt werden. Die Kohlenhydrate aus der Nahrung werden im Darm aufgespaltet, unter anderem in Glukose. Diese Glukosemoleküle gehen ins Blut über, und werden von dort in die Zellen aller Körperbereiche verteilt. Das Insulin öffnet dabei die Zellen für die Zuckermoleküle.

 

Sind Sie ein Mensch mit Diabetes, der Insulininjektionen benötigt, dann heißt das, dass Ihr Körper nicht mehr genug eigenes Insulin produzieren kann. Sobald Sie kein Insulin spritzen, steigt Ihr Blut­zuckerspiegel unaufhaltsam an, bis Sie eine Ketoazidose oder im schlimmsten Fall ein diabetisches Koma entwickeln. Dank einer individuell angepassten Insulintherapie können Sie jedoch ein weitgehend uneingeschränktes, aktives und gesundes Leben führen. 

 

Spezialist in eigener Sache

Menschen mit Diabetes, die mit Insulininjektionen behandelt werden, müssen ganz genau die Wirkweise der jeweiligen Insu­line kennen. Aber nicht nur das. Sie müssen verstehen, wie die Wirkweise von Insulin, Ernährung und Aktivität zusammenspielen, damit immer der erforderliche Insulinspiegel im Blut vorhanden ist. Deshalb ist eine intensive Schulung unbedingt notwendig. Erst, wenn ein Betroffener Spezialist in eigener Sache geworden ist, kann er fast wie ein gesunder Mensch leben. Das betrifft sowohl Menschen mit Typ-1-Diabetes wie auch Menschen mit Typ-2-Diabetes. Die verschiedenen Wirkspektren ermöglichen eine hohe Flexibili­tät, die auch körperliche Höchst­leistungen nicht ausschließt.  

Anpassung der Insulingabe an die Lebenssituation

Wann immer sich Ihre Ess­gewohnheiten oder sportliche Aktivitäten ändern, oder wenn Sie krank werden, müssen Sie möglicherweise rasch die Insulin­dosis anpassen. Die Notwendigkeit für eine solche Änderung können Sie nur feststellen, wenn Sie Ihren Blut­zucker häufig messen und protokollieren. Bleiben Ihre Blut­zucker­spiegel beispielsweise über längere Zeit erhöht, ist es notwendig die Insulindosis nach bewährten Regeln anzupassen. Ihr Arzt wird Ihnen erklären, wie Sie dies am besten tun.

Die Herstellung von Insulin

Die Entdeckung des Insulins in der Bauchspeicheldrüse und seine Gewinnung aus tierischen Organen gehört sicher zu den aufregendsten Episoden in der Medizingeschichte. Die beiden Kanadier Dr. Frederick G. Banting und Charles H. Best haben mit ihrer Entdeckung im Jahre 1921 Geschichte geschrieben. Bis in die achtziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts wurde Insulin aus der Bauchspeichel­drüse von Rindern und Schwein­en gewonnen. Diese Art von Insulin kommt zwar nach wie vor zum Einsatz, jedoch verwenden mehr und mehr Menschen mit Diabetes biosynthetisches Humaninsulin, das mit Hilfe rekombinanter Gen­technik hergestellt wird. Das bedeutet, dass Mikro­organis­men, wie z.B. Bäckerhefe, so programmiert werden, dass sie ein Insulin produzieren, das mit dem  menschlichen Insulin identisch ist.

Insulinarten

Es gibt zwei Hauptarten von Insulinen: Humaninsuline und Insulinanaloga. Innerhalb der beiden Gruppen unterscheidet man zwischen kurz-, mittel-, langwirksamen und Misch­insulin­en. Sie unter­scheid­en sich dahin­gehend, wie schnell die Wirk­ung einsetzt, wann die größte Wirkung erreicht wird und wie lange die Wirkung andauert. Das liegt daran, dass sie in ihrem Aufbau leicht voneinander ab­weichen und deshalb unterschiedlich schnell aus dem Unterhautfettgewebe ins Blut transportiert werden. Welches Insulin für welchen Mensch mit Diabetes das richtige ist, hängt von den Lebensgewohnheiten und Be­dürf­nissen der Person ab, für die der Arzt gemeinsam mit dem möglichst gut geschulten Menschen mit Diabetes die passenden Therapie­­konzepte auswählt.

 

Weiterlesen:
Formen der Insulin-Therapie
Injektionstechnik

 

Insulinkonzentration

In Österreich ist nur noch das U100 Insulin erhältlich (in 1 ml Flüssigkeit sind 100I.E. Insulin gelöst). Beden­ken Sie jedoch bei Reisen ins Ausland, dass es auch andere Konzentrationen gibt (U40).

Achten Sie darauf, dass Sie die richtige Insulin­kon­zen­tra­tion verwenden, um eine Über- oder Unterdosierung zu vermeiden!

 

 

Kurz wirkende Insuline

Analog-Insulin

Bei den kurz wirkenden Insulinen tritt die Wirkung praktisch sofort (10 Minuten nach der Injektion) ein. Die höchste Wirksamkeit entwickelt sich nach 60 (30 bis 90) Minuten. Die gesamte Wirkung hält zwei bis drei Stunden an. In der untenstehenden Grafik sehen Sie das Wirkspektrum aufgezeichnet.


Durch den sehr schnellen Wirkeintritt der neuen Kurz­zeitinsuline, auch Analog-Insuline genannt, braucht bei gutem Blutzucker-Ausgangswert vor der Mahlzeit kein Abstand mehr zwischen dem Spritzen und der Mahlzeit eingehalten werden. Das Analog-Insulin kann vor, zum oder unmittelbar nach dem Essen gespritzt werden, was ein hohes Maß an Flexibilität in der Ernährung bietet.

 

    Verzögerungsinsulin

    Verzögerungs­insulin deckt den ständigen Grund­bedarf des Körpers an Insulin und wird deshalb auch Basa­linsulin (Fasten­insulin) genannt.

    Es gibt folgende Hauptgruppen von Verzögerungs­insulinen:

    1. NPH-Verzögerungsinsulin (mit Pen spritzbar)
    2. Zink-Verzögerungsinsulin (nicht mit Pen spritzbar!)
    3. Analog-Verzögerungsinsulin: Glargin, Detemir, Glulisin - mit Pen spritzbar

     

      NPH-Verzögerungs­insulin

      NPH heißt neutrales Protamin Hagedorn. Es wird langsam freigesetzt und verfügt über eine mittellange Wirk­ung. Bei dieser Insulin­art ist das Hormon an die Trägersubstanz NPH gebunden, welche die Aufnahme des Insulins ins Blut verzögert. Die Verzögerung kann, je nach Dosierung, unterschiedlich sein. Normaler­weise beträgt die Wirk­dauer 12 (8–16) Stunden. Die maximale Wirkung entfaltet sich nach 4 bis 6 Stunden.

      Zinkverzögertes Insulin

      Führen je nach Kristallisations­grad des Insulins zu einer mittellangen (12-16 Stunden) bis langen (24-36 Stunden) Wirkdauer.

      Analog-Verzögerungsinsulin

      Die neueste Entwicklung bei den Insulinanaloga sind langwirksame Insulinanaloga, derzeit als Glargin, Detemir oder Glulisin verfügbar. Sie wirken länger (durchschnittlich 24 Stund­en) als NPH-Ver­zöger­ungs­­­insuline, haben eine gleichmäßigere Wirkung und verringern somit auch das Risiko von Unterzuckerungen.

       

      Mischinsulin

      Normalinsuline und NPH-Ver­zögerungsinsuline können miteinander gemischt werden. Die daraus entstehenden NPH-Misch­insuline können den individuellen Bedürfnissen des Be­troffenen angepasst werden. Der Wirkablauf der beiden Kom­po­nent­en bleibt erhalten.

      NPH-Mischinsuline sind in verschiedenen, festgesetzten Misch­ungs­verhältnissen auch als Fer­t­ig­injektion erhältlich.

      Mischanaloga sind fertige Misch­ungen aus kurzwirksamen In­su­lin­­analoga und einer Ver­zöger­ungs­komponente.

        Der kurz­­wirk­same Anteil deckt den Mahl­zeitenbedarf ab, während die Verzögerungs­komponente für die Basis sorgt. Mischanaloga können auch direkt zur Mahlzeit gespritzt werden, das Risiko für eine Unterzuckerung wird ebenfalls verringert. Die Blut­zucker­spiegel nach den Mahlzeiten verlaufen günstiger als bei Misch­insulinen mit Normalinsulin.

         

        Weiterlesen: 
        Orale Antidiabetika
        Formen der Insulin-Therapie
        Injektionstechnik